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ALL-DEUTSCHLANDS AUFERSTEHN

John H. Steiger


In Sagen, Legenden so wunderbar,

erzählt schon vor hunderten Jahren,

lebt immer der Traum, so herrlich und klar,

von besseren, schöneren Tagen:

Der Traum von All-Deutschlands Auferstehn;

die Alten schon hatten’s vorausgesehn.


In Sturm und Drangsal, in Sorgen und Leid,

gings deutsche Panier oft verloren.

In Not und in Kummer, in blutiger Zeit,

ward immer aufs neu es geboren.

Es lebt trotz der Stürme in Ewigkeit fort

die altdeutsche Sitte, in Lied und in Wort.


Die Zwietracht in Deutschland, gar häufig verhöhnt,

wie oft bot sie Vorteil den andern,

Jahrhunderte dauert’s, bis wir uns versöhnt,

gar mancher der Besten muszt wandern

hinaus in die Fremde zu gastlichem Strand — —

vergessen hat keiner sein heimatlich Land.


Doch als wir geeinigt, wie wurden wir stark

in wundersam mächtigen Ahnen!

Wir spürten gar tief bis ins innerste Mark

die Kraft unsrer alten Germanen.

Die Kraft eines Siegfried!   Das deutsche Geschlecht

kam wieder zu Ehren, kam wieder zum Recht!


Wir bauten den Acker; den eigenen Herd

wir hielten hoch-heilig in Ehren,

wir  liebten  den  Frieden,  doch  hielten  wirs  Schwert

bereit, uns der Feinde zu wehren.

Und klar aus des Friedens hellgoldenem Horn

flosz unerschöpflich ein goldener Born.


Doch britische Habgier, des Franzmannes Neid

liesz uns nicht den Frieden genieszen.

Sie wollten den Krieg, wir waren bereit,

jetzt sollen sie schwer dafür büszen.

Feinde im Westen, in Ost, Süd und Nord,

Sein oder Nicht-Sein“ — das Losungswort!


Oesterreich-Deutschland, wie Brüder geeint,

stehn Schulter an Schulter zusammen,

bekämpfen den mehrfach verbündeten Feind,

umloht von des Weltkriegs Flammen.

Mit Blut ward gekittet das Fundament,

das Zwietracht und Neid nie und nimmermehr trennt.


Doch wenn einst vorüber die blutige Schlacht,

beendet das schreckliche Ringen,

dann haltet vereinigt die all-deutsche Wacht,

in Frieden die Welt zu umschlingen.

Dann Deutschland, dann erst kannst Du ruhig sein,

wenn fest steht die Wacht an der Donau, am Rhein!


John H. Steiger



Steiger, John H. “All-Deutschlands Auferstehn.” In Aus ruhmreicher Zeit: Deutsch-amerikanische Dichtungen aus dem ersten Jahre des Weltkrieges, compiled by Irving T. Sanders, 35-36. New York: F. C. Stechert, 1915.


Steiger, John H. “All-Deutschlands Auferstehn.” In Aus ruhmreicher Zeit: Deutsch-amerikanische Dichtungen aus dem ersten Jahre des Weltkrieges, compiled by Irving T. Sanders, 35-36. New York: F. C. Stechert, 1915.

geeinigt

Reference to German unification in 1871 (Austria was excluded) and the founding of the German Empire.

Siegfried

The hero in the first part of the Middle High German epic poem, the Nibelungenlied. Siegfried bathed in the blood of a dragon he had slain, which made him invincible except for where a linden leaf had fallen on his back and kept that spot from being covered in blood. Hagen, a Burgundian vassal, learns of Siegfried’s vulnerability and murders him.


Delahunty, Andrew, and Sheila Dignen. “Siegfried.” In A Dictionary of Reference and Allusion. Oxford University Press, 2010. https://www.oxfordreference.com/view/10.1093/acref/9780199567454.001.0001/acref-9780199567454-e-1681.

Sein oder Nicht-Sein

The beginning of Prince Hamlet’s soliloquy in William Shakespeare’s tragedy, Hamlet (Act 3, Scene 1).


Shakespeare, William. Hamlet. Edited by Barbara Mowat, Paul Werstine, Michael Poston, and Rebecca Niles. Accessed on May 16, 2021. https://shakespeare.folger.edu/shakespeares-works/hamlet/act-3-scene-1/.

all-deutsche Wacht

Reference to the jingoistic poem, “Die Wacht am Rhein,” written by German Max Schneckenburger (1819–49) in response to the Rhine Crisis of 1840, which broke out when France threatened to mobilize its military and reclaim all territory west of the Rhine. Here, the Austrians will be guarding the Donau against foreign incursions. This phrase and the last two lines of this poem echo Schneckenburger’s reassuring refrain: “Lieb’ Vaterland, magst ruhig sein, / Fest steht und treu die Wacht am Rhein.”


Max Schneckenburger. Deutsche Lieder: Auswahl aus seinem Nachlass, 19–20. Stuttgart, 1870. https://hdl.handle.net/2027/uc1.b3148536?urlappend=%3Bseq=27.