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AN DAS LIEBE DEUTSCHE VATERLAND

Zur Jahreswende 1914-1915

Ulrich Regnat


Je mehr sie Dich schmähen, je mehr sie dich hassen,

um so inniger will ich Dich liebend umfassen;

je mehr man Dich lästert und schnöd Dich begeifert,

je mehr blindhassend gen Dich sich ereifert

unglaublich gemeine, unsinnige Wut,

um so heiszer in allen Adern für Dich glüht mein Blut,

für Dich, mein deutsches Vaterland,

das Land, wo meine Wiege stand.


Nicht, weil dort der Eltern Häuschen stand,

so lieb wie kein zweites im ganzen Land —

nicht, weil so lieb und hold und traut

die Kapelle dort vom Berglein schaut,

wo wir Geschwister oft kehrten ein,

dem lieben Gott unsre Herzen zu weihn,

und sangen im Elternhaus im Verein:

Lieb’ Vaterland, magst ruhig sein!“ —

Nein!   Eltern hat jeder, wohl auch Schwestern und Brüder,

die auch singen Gottes- und Vaterlandslieder;

sein Land preist jeder, das so „schön, grosz und gut“,

für das er vergösse gern sein Blut.

Doch ich sag und schrei es zornweinend hinaus,

dasz es tön’ durch die Welt wie Sturmgebraus:

Nennt mir, Ihr Völker, ein ander Land,

drin Edelsinn stets solche Heimat fand,

wo ideales Streben, Kunst, Wissenschaft

so gepflegt wird, und blühende Körperkraft,

wo noch Manneswort gilt: „Frisch, froh und frei!“

und verpönt ist gemeine Heuchelei,

wo noch Tugend und Treue und Gottesfurcht wohnen:

Das ist das Land der Barbarn und Teutonen.


Es kämpfen die Brüder im blutigen Streit

um Deine Grösze und Herrlichkeit;

o Vaterland, für Deine Ehr’

setzen wir tapfer uns zur Wehr

im schönen Land der Neuen Welt,

wo Hasz und Neid Dich frech entstellt.

Gemeinheit und Lüge musz unterliegen

und es musz, und es wird die Wahrheit siegen!


Je mehr sie Dich hassen, je mehr sie Dich schmähen,

um so treuer will ich zu Dir stehen,

je mehr sie Dich lästern, je mehr sie Dich hassen,

desto inniger will ich Dich liebend umfassen,

Dich, meiner Jugend Heimatstrand,

Dich Vaterland, Dich deutsches Land,

im Frieden grosz, und grosz im Streit:

Es segne dich Gott in Ewigkeit!

Ulrich Regnat



Regnat, Ulrich. “An das liebe deutsche Vaterland.” In Aus ruhmreicher Zeit: Deutsch-amerikanische Dichtungen aus dem ersten Jahre des Weltkrieges, compiled by Irving T. Sanders, 52-53. New York: F. C. Stechert, 1915.


Regnat, Ulrich. “An das liebe deutsche Vaterland.” In Aus ruhmreicher Zeit: Deutsch-amerikanische Dichtungen aus dem ersten Jahre des Weltkrieges, compiled by Irving T. Sanders, 52-53. New York: F. C. Stechert, 1915.

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Lieb’ Vaterland, magst ruhig sein

Reference to the jingoistic poem “Die Wacht am Rhein,” written by German Max Schneckenburger (1819–49) in response to the Rhine Crisis of 1840, which broke out when France threatened to mobilize its military and reclaim all territory west of the river Rhine. This line is part of Schneckenburger's reassuring refrain: “Lieb’ Vaterland, magst ruhig sein, / Fest steht und treu die Wacht am Rhein.”


Schneckenburger, Max. “Die Wacht am Rhein.” In Deutsche Lieder: Auswahl aus seinem Nachlass. Stuttgart, 1870, 19–20. https://hdl.handle.net/2027/uc1.b3148536?urlappend=%3Bseq=27.

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blühende Körperkraft

A reference to the Turner (gymnastics) movement, founded by Prussian educator Friedrich Ludwig Jahn in 1811 in response to Napoleon’s occupation of Prussia. Jahn established the first outdoor gymnasium in Berlin, to train young men “physically and mentally for the liberation and unification of Germany.” The next verse includes a variation of the original Turner motto, “frisch, fromm, fröhlich, frei” (fresh, devout, cheerful, free).


Pumroy, Eric L., and Katja Rampelmann, comps. Research Guide to the Turner Movement in the United States. Bibliographies and Indexes in American History 33. Westport, Conn.: Greenwood Press, 1996, xvii.

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