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DEN AMERIKANERN

Georg von Skal


Als dieses Land noch dichter Urwald deckte,

an jedem Baum der Wilde drohend stand,

als sich nach ihm und seinen Schätzen streckte

des ersten Weiszen kampfbereite Hand —

da trafen bald, in endlos langen Zügen

auch Deutschlands Söhne, Deutschlands Töchter ein.

Sie halfen Euch, die neue Welt besiegen,

sie kämpften schwer, um glücklich hier zu sein.

Sie teilten mit Euch Leiden und Gefahren —

doch Ihr vergaszt’s — es war vor vielen Jahren.


Wo sich der Deutsche zeigte, blühten Gärten,

der Urwald fiel, es sproszten Wein und Korn;

die dunkle Krume der Prairie durchquerten

die deutschen Pflüge: Wie ein frischer Born

drang Lebenslust und Freude an dem Schönen

in dieses Land, in dieses Volk hinein.

Der Stolz des Siegers macht in Jubeltönen

sich Luft, des deutschen Liedes goldner Schein

hat schnell der Selbstqual Finsternis zerrissen —

vergaszt Ihr das?   Ihr solltet es noch wissen!


Ihr wusztet doch des Deutschen Fleisz zu nützen,

Ihr nahmt doch gerne, was sein Geist erschuf.

Wie oft muszt er mit seiner Kraft Euch stützen,

und immer folgt er willig Eurem Ruf.

Blickt auf!   Wohin sich Eure Augen wenden,

ist Zeugnis dessen, war  w i r  hier vollbracht,

wie hier von deutschem Wissen, deutschen Händen

gemehrt des Landes Grösze, Glück und Macht.

Vielleicht seid Ihr zu stolz, das zu gestehen?

Ihr wiszt es wohl, nur  w o l l t  Ihr es nicht sehen!


Ihr schätztet einst das Werk des deutschen Kriegers,

der Euer Heer erzog nach deutscher Art.

Ihr wiszt auch, dasz den Lorbeerkranz des Siegers

der Held errang, weil sich um ihn geschart,

was deutsches Blut in seinen Adern hatte.

Ja, die Geschicke dieses Volks, bedenkt,

zeigt Deutsche dichtgedrängt auf jedem Blatte!

Jed’ Schlachtfeld ward mit deutschem Blut getränkt,

die damals für Euch kämpften, für Euch starben —

vergaszt Ihr ganz, dasz sie sich Dank erwarben?


Fast scheint es so; denn Eure Blicke wenden

sich jenen zu, die niemals Euch geschenkt,

was Euch der Deutsche gab mit vollen Händen —

die stets der grosze Eigennutz gelenkt.

Die schmeichelnd Euch umgirrten, wenn sie dachten,

dasz hier ein Vorteil zu erlisten war,

dock hinterrücks bereit, mit argem Trachten

zu schädgen Euch, sobald Ihr in Gefahr.

Nur  e i n  Volk lebt, das Wunden Euch geschlagen!

Vergaszt Ihr das?   Musz man es Euch erst sagen?


Ihr gabt uns nichts, als nur das Recht zum Leben,

wir gaben Wissen, Können, Fleisz und Kraft,

was wir erwarben, ist der Lohn, den Streben

nach höchsten Zielen jedem Menschen schafft.

Was wir vollbracht, das haben wir erzwungen,

mit unserm eignen Herzblut zahlten wir —

wir kämpften schwer, und wer sich durchgerungen,

der schuldet andern keinen Dank dafür.

Und hätten wir geahnt, was jetzt geschehen —

so manchen hätte nie die Neue Welt gesehen!


Ihr höhnt und schmäht uns, die wir eifrig bauten

an unsrer neuen Heimat Macht und Glück,

die wir mit Stolz zum Sternenbanner schauten

als hehrem Sinnbild — nur weil wir zurück

nach jenem Vaterland die Blicke lenken,

wofür das Herz in treuer Liebe schlägt,

weil wir begeisert und voll Stolz gedenken

des Volks, das Schwarz-Weisz-Rot zum Siege trägt!

So sei’s!   Einst mögen wir verzeihn — indessen

eins schwören wir: Wir werden nie vergessen!


Georg von Skal



Skal, Georg von. “Den Amerikanern.” In Aus ruhmreicher Zeit: Deutsch-amerikanische Dichtungen aus dem ersten Jahre des Weltkrieges, compiled by Irving T. Sanders, 37-39. New York: F. C. Stechert, 1915.


Skal, Georg von. “Den Amerikanern.” In Aus ruhmreicher Zeit: Deutsch-amerikanische Dichtungen aus dem ersten Jahre des Weltkrieges, compiled by Irving T. Sanders, 37-39. New York: F. C. Stechert, 1915.

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die neue Welt besiegen

Reference to German immigrants who fought in the American Revolution.

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des deutschen Kriegers

Reference to Friedrich Wilhelm von Steuben (1730–94), a Prussian military officer who helped train the Continental Army at Valley Forge in 1778, during the American Revolution. He adapted European military drills to conditions in the colonies and is credited with professionalizing the Continental Army.


Thompson, J. Mark. "Steuben, Friedrich Wilhelm Von [Baron]." In The Oxford Companion to American Military History. Oxford University Press, 2000. https://www.oxfordreference.com/view/10.1093/acref/9780195071986.001.0001/acref-9780195071986-e-0879.

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Sternenbanner

The flag of the United States.

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das Schwarz-Weisz-Rot

Black–white–red German national flag from 1892 to 1941.

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Georg von Skal

Georg von Skal (1854– ) published books about America in both the United States and Germany, including Das amerikanische Volk (Berlin: E. Fleischel, 1908); History of German Immigration in the United States and Successful German–Americans and Their Descendants (New York: Smiley, [1910]); and Die Achtundvierziger in Amerika (Frankfurt am Main: Frankfurter Societäts–Druckerei, 1923).