Du armes Kind, mit Deinen blassen Wangen,
so bist Du aus dem Traume nun erwacht,
das bittre Leben ist Dir aufgegangen
und vor Dir liegt’s wie sternenlose Nacht.
Dir scheint der Boden unterm Fusz zu wanken,
Du fragst: „Welch Elend ist dem meinen gleich?“
Wohl wahr, die Hoffnungen, die Dir versanken,
sie waren schön, der Traum war golden-reich.
Du schaust um Dich mit tiefen, wilden Schmerzen:
„Ist das dieselbe Welt, die einst so schön?“
Sie ist’s, doch denk, dasz Du an seinem Herzen,
durch seine Augen damals sie gesehn!
Es schaun des Nachts dieselben klaren Sterne,
es ist derselbe warme Sonnenschein,
doch den Du liebst, er ist auf ewig ferne,
was Du verlorst, wird niemals wieder Dein!
Johanna Nicolai.