Broadway-New York in Deinem Lichterkranz,
von dieses neuen Landes Lebensadern
die heiszeste — wie herrlich war Dein Glanz
in jener Nacht, da, Deine Marmorquadern
umbrausend, stieg der Massen Herzensschrei —
und ich bin stolz darauf — ich war dabei!
Blitzfunken flogen durch die Meeresnacht.
Da horch! Ein Knattern wie von Bannerseide —
ist Barbarossa aus dem Schlaf erwacht?
Entfliegt das Nibelungenschwert der Scheide?
Aufhorchen wir in bänglich-stolzer Pein:
Steht sie noch fest und treu, die Wacht am Rhein?
Im „Herald Square“, dem groszen Zeitungsherd,
ein brausend Meer von lichtverzerrten Zügen.
Ein Schrei durchhieb den Zweifel wie ein Schwert,
den Kaiseraar, sah man zum Himmel fliegen!
Und „Deutschland hoch“ erschallte es im Chor
von tausend Stimmen. „Offiziere vor!“
„Die Wacht am Rhein!“ Anschwellend, riesengrosz,
ein langer Zug von Jungen und von Alten,
vom freien Meer des freien Windes Stosz
fing jauchzend sich in unsrer Fahne Falten.
So zogen wir, ein hochbegeistert Heer;
und doch war uns das Herz so trüb und schwer!
O Deutschland, ewig jung in alter Pracht,
wie wir Dich lieben, kann Dich keiner lieben,
wir, die des Schicksals rätselschwere Macht
entwurzelt, hat an fremden Strand getrieben . . .
Amerika! So frei, so grosz und licht —
was Du uns seist — die Mutter bist Du nicht.
Wir lieben Dich wie eine junge Braut—
doch Deutschland ist das Land, das uns geboren:
Die Mutter! Ihrer Stimme Zauberlaut,
wie wonnig klingt er dem, der sie verloren,
der fern von ihr an Lethes Ufern kniet,
sehnsüchtig lauschend nach der Heimat Lied!
Du kannst nicht sterben! Dein geweihtes Haupt,
heut drohend wilden Stürmen preisgegeben,
es trotzt dem Hasse, der’s zu zwingen glaubt —
und stolzer wirst Du’s, mächtiger noch heben,
wenn Deiner Söhne Schwert die Ruh erzwingt
und übers Mer die Siegfanfare dringt!
Emil Doernenburg