Ein Volk mit Riesenkräften,
blauäugig, hünenstark,
ein Volk gleich Eichenschäften,
von Eisen, Sehn und Mark,
das nie zu krummen Taten
das gerade Wort verschiebt,
das nie den Freund verraten,
das nie dem Feind vergibt!
schrieb’s Romas weicher Sohn.
Doch sage, sind die wilden,
die Riesen ganz entflohn?
Verscheucht von feilen Zwergen,
dem Volk, das kriecht und duckt,
bereit sein Haupt zu bergen,
wo Schwerterklinge zuckt?
Wer wagt solch schnödes Fragen?
Wer lauscht solch eitlem Trug?
Die deutschen Kämpen schlagen
noch heut wie Hermann schlug!
Weh, wem von deutschen Bracken
sein fränkisch Wams zerzaust;
wem steifen Britennacken
beugt deutsche Riesenfaust!
Spürh auf in hellen Funken,
Du wackrer deutscher Stahl,
vom Feindesblute trunken,
des Todes Wetterstrahl!
Wo Fahnenfetzen flattern
laut singt der Riesenmund:
Diskant — Musketenknattern,
Basz — Der Kanonen-Schlund!
Es gellt vom Fels zum Meere;
da folgt des Wächters Horn
hoch ragend — Deutschlands Ehre,
scharf schlagend — Deutschlands Zorn!
Der fromme deutsche Glaube
gestärkt im Siegesdrang,
nicht rastend, bis zum Staube
den letzten Feind er zwang.
Doch — wie vom lichten Himmel
sich stürzt der Königsaar,
so bricht durchs Schlachtgewimmel
das letzte Riesenpaar.
Das alte, ewig neue,
das nie die Seinen mied:
Ein Weib ist’s: Deutsche Treue —
Ein Jüngling: Deutsches Lied!
Ziehn einst die Heldenscharen
zur Heimat ruhmgekrönt,
und schmetternder Fanfaren
Triumphgesang ertönt:
Verkünden Siegesboten
des Reiches Macht und Pracht —
dann deutsche Treue Wacht.
Clara L. Nicolay.