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EDEL SEI DER MENSCH . . .

W. Reimherr


Viel Not und Elend und viel bange Sorgen

hält fest in Banden unsrer Väter Land;

wo Segnungen des Friedens herrlich blühten.

da griff hinein des Krieges rauhe Hand.


Und umbarmherzig wie entfesselt Elemente

reiszt er die Bande der Natur entzwei,

wo Glück und Segen ihre Stätte fanden,

da ringt sich los der dumpfe Klageschrei.


Der Sohn, der Mutter Stütze, liegt erschossen

im fremden Grab, in ferner, fremder Erd,

der Vater aus dem Schosz der lieben Seinen

kehrt nicht zurück zum heimatlichen Herd.


Wenns Land verschonet auch von Kriegestosen,

und nicht zerstampft von Rosses Huf die Saat,

die graue Sorge schleicht um Tür und Wände,

sie fordert auf zur hilfsbereiten Tat.


Wir können dort nicht selber tätig wirken,

uns zwingt das Schicksal hier auf diese Stell,

wir können hier nur unser Scherflein geben,

durch Nacht und Sorge leucht’ es wieder hell.


Wit sitzen hier im gleichen Alltagswerke,

wir fühlen nichts von Krieges Not und Pein,

drum laszt uns denen, die da drüben sorgen,

getreue Helfer in dem Unglück sein.


Weit sei das Herz und offen Eure Hände

zur Linderung, wo immer wohnt das Leid,

laszt uns mit Liebe dieses Werk beginnen

und zeigt die höchste Opferfreudigkeit.


Denkt an das Wort, das unser gröszter Dichter

geschrieben hat, aus echtem deutschen Blut,

das wir uns heut zum Leitstern nehmen wollen,

dasz edel sei der Mensch, und hilfreich auch, und gut.


W. Reimherr



Reimherr, W. “Edel sei der Mensch . . .” In Aus ruhmreicher Zeit: Deutsch-amerikanische Dichtungen aus dem ersten Jahre des Weltkrieges, compiled by Irving T. Sanders, 73-74. New York: F. C. Stechert, 1915.


Reimherr, W. “Edel sei der Mensch . . .” In Aus ruhmreicher Zeit: Deutsch-amerikanische Dichtungen aus dem ersten Jahre des Weltkrieges, compiled by Irving T. Sanders, 73-74. New York: F. C. Stechert, 1915.

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Edel sei der Mensch

First line in “Das Göttliche” (1783), a poem by German poet, natural scientist, and statesman Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832).


Goethe, Johann Wolfgang von. “Das Göttliche.” In Goethes Schriften 8:215-18. Leipzig 1789. https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb10924778?page=227.


“Goethe, Johann Wolfgang.” In The Oxford Companion to German Literature, edited by Henry Garland and Mary Garland. Oxford University Press, 1997. https://www.oxfordreference.com/view/10.1093/acref/9780198158967.001.0001/acref-9780198158967-e-1855.


For a detailed biography and chronology in German, see “Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832).” Künstler– und Denkerenzyklopädie. Goethezeitportal. Accessed June 6, 2021. http://www.goethezeitportal.de/wissen/enzyklopaedie/goethe/goethe-biographie.html.