Nun ist der Tag vorüber —
vorbei der harte Strausz,
nun streck auf hartem Lager
ich müd die Glieder aus.
Du heller Stern dort oben,
Du blickst so freundlich drein,
Du sollst in dieser Stunde
mein Liebesbote sein.
Wenn Du auf Deiner Reise
kommst hin zum schönen Rhein,
dann schleich Dich in die Kammer
der Herzgeliebten ein:
Küss’ Du mir meine Lore
aufs Haar, auf Stirn und Mund,
und sag ihr, dasz ihr Liebster
herbeisehnt Tag und Stund,
wo aller Krieg vorüber,
Gewehr in Ruh:
Dann küss, ich selber Lore,
und Du — siehst zu.
Und wenn mich ein Kugel
zur Strecke morgen bringt,
bevor Dein milder Lichtschein
hin zu der Stätte dringt,
wo ich für Deutschlands Ehre
im Kampfe focht und fiel,
dann weiszt Du, dasz mein Dasein
gefunden hat sein Ziel.
Wenn Du dann auf der Reise
kommst hin zum schönen Rhein,
so schleich Dich in die Kammer
der Herzgeliebten ein:
und küss’ mir meine Lore
aufs Haar, auf Stirn und Mund,
und sag ihr, dasz ihr Liebster
in seiner letzten Stund
gedacht an seine Lore,
wohl immerzu . . .
Friedrich Fiedel.