Weihnachten . . . Die Glocken klingen —
schneebedeckt ist Park und Hain,
aus den Fenstern aller Christen
strahlt so hell der Kerzen Schein.
In den Zimmern duftet harzig
tannengrüne Herrlichkeit,
und der Jugend Augen leuchten —
und die Herzen werden weit:
All dies Glück ist dort beschieden,
wo er wohnt, der sel’ge Frieden!
Doch — wo Schwert und Lanzen klirren,
Mörser speien, Kugeln schwirren,
Rosz und Reiter stürmt zum Sieg:
Wohnt der Schrecken — wohnt der Krieg.
Weihnachten . . . In Schützengräben
liegt die Welt in starrer Wehr,
Hasz und Wut im Angesichte
kämpfet blutig Heer mit Heer.
Brüllend donnern die Kanonen,
schleudern rings ihr tödlich Blei . . .
Und der Friedensengel weinet,
still lenkt er den Schritt vorbei . . .
Kann nicht bringen heut hienieden
höchstes Menschenglück: Den Frieden.
Denn wo Schwert und Lanzen klirren,
Mörser speien, Kugeln schwirren,
lodert haszerfüllt der Krieg,
stürmt der Höllenfürst zum Sieg!
Weihnachten . . . Wer heut in Frieden
darf um seinen Christbaum stehn,
wer das Fest der Nächstenliebe
so gesegnet kann begehn,
knie’ froh mit all den Seinen
nieder um den Tannenbaum,
und er sende im Gebete
seinen Dank zum Himmelsraum,
dasz ihm Gott der Herr beschieden
höchstes Menschenglück: Den Frieden.
Denn wo Schwert und Lanzen klirren,
Mörser speien, Kugeln schwirren,
Rosz und Reiter stürmt zum Sieg,
wohnt der Schrecken — wohnt der Krieg.
Friedrich Fiedel