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Hier locken keine Trümmer
Versunkener Pracht
Den forschenden Blick
Zurück in das Dunkel der Vorzeit.
Aus dieser öden Unendlichkeit
Ragt kein Denkmal empor,
Von vergangener Grösse zu zeugen.
Nie von blumenbekränzten Altären stieg
Hier Weihrauch empor;
Kein säulengetragenes Heiligtum
Versammelte Menschen zur Andacht.
Kein Saitenspiel rief zu fröhlichem Tanz
Jünglinge und Mädchen ins Freie.
Die Tage schwanden wie Wellen des Meers,
Bald stürmisch wild, bald ruhig hin,
Doch stets ohne bleibende Spuren,
Ohne Merkmal von gestern und heute
Hier geht keine Sage von goldener Zeit
Und kein Lied singt vom Ruhme der Väter.
Hier blüht keine Rose
Und schlägt keine Nachtigall
In herzbewegenden Tönen.
Nur die langschwänzige Spottdrossel
Ahmt in seltsamen Weisen
Alle Stimmen der Wüste nach,
Vom Gesang der Winde
Und dem Murmeln der Quellen,
Bis zu des Uhus eintönigem Rufe
Und dem schrillen Gebell
Des klugen, zierlichen Präriehundes,
Der — ein Wunder der Wüste
Und eine Lehre den Weisen —
Mit der giftigen Klapperschlange
Und dem Vogel der Pallas Athena
Friedlich beisammen lebt
In gemeinsamer Wohnung,
Auf deren Schutzdach,
Zuneben dem Eingang,
Er tagsüber Wache hält,
Hoch aufgerichtet,
Mit erhobenen Vorderpfötchen
Und scharfen Auges
Nach allen Seiten spähend.
Aber beim Anbruch des Dunkels
Löst ihn die Eule ab
Als Wächter der Nacht,
Um, wenn ein Feind naht,
Es der Klapperschlange zu melden,
Die dann tapfer am Eingang
Der schützenden Höhle
Den Feind erwartet
Mit tötlichem Bisse.
Friedrich Bodenstedt.