Frankreich und Russland — das gilt uns gleich.
’S giebt Böses und Gutes in jedem Reich!
— England allein steht vor Gericht,
Themis wägt mit verhülltem Gesicht.
— Hier Irland — da Belgien! —— Bist du bereit?
Sag uns, was lauter zum Himmel schreit,
O England!
Denn nicht in wildem, rasendem Krieg
Brachest du Irland! — Kein blutiger Sieg
Stiess den raschen Stahl in Irland’s Brust,
— Dein Messer stiess langsam in grausamer Lust!
Ist geschliffen mit Hass, ist getaucht in Gift,
Läst eiternde Schwären, wo immer es trifft.
Und dein Messer traf in Irlands Herz —
Da steckt es noch heut! Und ob dem Schmerz
Lachst du noch heute,
England!
Wo nur ein Blatt deine Lügen druckt,
Hast du es glorreich hingespuckt:
„Freiheit und Recht! — Das ist mein Preis!
Australien! Kanadien! — Seht den Beweis!”
— Ach, die sind fern — doch Irland ist nah —
So sag uns doch lieber, was da geschah!
Zerbrochen, zertreten durch deinen Tritt,
Hinkt es in deinem Raubzug mit!
— Du nahmst uns den keltischen Mutterlaut,
Doch in deiner Sprache schreien wir laut:
Du hast uns gestossen in tiefe Nacht,
Du hast uns zu Bettlern und Sklaven gemacht,
Du, England!
Und nun jammerst du über Land und See
Ueber Belgiens Not und Belgiens Weh!
Doch wir rufen laut — und noch lauter wie du:
Du trägst die Schuld und allein nur du!
Du stacheltest auf den belgischen Trutz,
Versprachst ihm Schiffe und Krieger zum Schutz —
Und es glaubte das Land deinem Lügenrat:
Nun muss es hungern — wie Irland that!
So sag uns, wer liess den Flamen in Stich?
Wer liess ihn allein? — So sprich doch, sprich,
England!
Durch der Jahrhunderte dunkle Nacht
Haben Irland’s Märtyrer betend gewacht:
„Herr! Rett uns aus britischem Druck und Spott,
Von den Ketten befrei uns, gerechter Gott!”
— — Und es sprach der Herr: „Die Rache ist mein!”
— O, England, nun bricht das Gericht herein —
Durch Deutschland!
Ros. M. Moynahan (New York)