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Russland

A. Liessin


Sag, kennst du jenes Land, wo reich die Ruten blühen

Wo schwerer Ketten Klänge durch die Lüfte schweben?

Wo schwarz und krächzend Rabenflüge ziehen

Wo grau der Himmel ist — und grauer noch das Leben?


Sag, kennst du jenes Land, wo jedes Herzens Fühlen

Erstarrt zu Frost? Wo tot bleibt jedes Streben?

Frei ist der Wurm, sich in die Erd zu wühlen,

Frei ist die Spinne nur ihr schwankes Netz zu weben!


O, manchmal schreit auch dort die Freiheit lockend auf:

Dann flackern Kämpfe, Kämpfer ziehen zuhauf — —

— In Gräbern, Gräbern finden sie den Frieden.


Ach, jenes Land war einst mein eigen Vaterland,

Wo meiner Jugend erster Traum entstand:

In bösem Nord träumt ich vom lieben Süden!


A. Liessin (New York)



Liessin, A. “Russland.” In Deutsche Kriegslieder, ed. Hanns Heinz Ewers. New York: The Fatherland, 1914, 39.


Liessin, A. “Russland.” In Deutsche Kriegslieder, ed. Hanns Heinz Ewers. New York: The Fatherland, 1914, 39.

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Sag, kennst du jenes Land

Reference to a poem in Goethe’s Wilhelm Meisters Lehrjahre (1795–96), “Mignons Lied,” that expresses her longing for Italy. It begins with the verse: “Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn?”


Goethe, Johann Wolfgang von. Wilhelm Meisters Lehrjahre. Edited by Heinrich Düntzer. Stuttgart: Union deutsche Verlagsgesellschaft, 191?. Book 3, Chapter 1, p. 138. https://hdl.handle.net/ 2027/uc1.$b781444?urlappend=%3Bseq=174%3Bownerid= 9007199274624755-180.