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Der wahre Sieger.

Julius Segall


Es jubeln, schreien aufgeregte Massen,

Sich drängend in den reichgeschmückten Gassen:

“Heil sei gebracht dem ruhmgekrönten Sieger,

Des Landes Stolz, dem wackern, edlen Krieger!” —


Doch mich, mich überfällt ein jähes Grauen.

Ich kann ihm nicht ins kalte Antlitz schauen;

Auf fernem Schlachtfeld seh ich meine Brüder,

Ich hör ihr banges Todesröcheln wieder.


O grauser Sieg!  Gebaut auf Tod und Trümmern! —

Ihr jubelt laut? — Hört doch der Witwen Wimmern,

Seht die Verzweiflung nur der greisen Mütter,

Und preiset ihn, den Helden, euren Ritter!


Einst wird ein Geist das Schlechte überwinden,

Mit sanfter Liebe alle uns verbünden,

Im Glückesfrühling werden wir uns freuen,

Die schönsten Blumen wird er um uns streuen.


Nicht Feinde mehr — dann gibt es nur noch Brüder!

Aus freiem Herzen dringen frohe Lieder;

Dann rufen wir: “Heil! Heil dem edlen Krieger!

Das ist ein Held, das ist ein wahrer Sieger!”



Segall, Julius. “Der wahre Sieger.” In Gedichte, 30. Milwaukee: self–published by Julius Segall, 1915.


Segall, Julius. “Der wahre Sieger.” In Gedichte, 30. Milwaukee: self–published by Julius Segall, 1915.

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