HomeAboutPoemsPeopleContact Us
HomeAboutPoemsPeopleContact Us

Frieden.

Julius Segall


Es schreien, jubeln aufgeregte Massen,

Sie sind fast toll und können kaum sich fassen.

Musik ertönt, es wird zum Tag die Nacht,

Ein Lichtermeer ersetzt der Sonne Pracht.


Und “Frieden! Frieden!” hallt es immer wieder,

Und in den Kirchen singt man Dankeslieder — —

Doch wehe, wehe!  Wo ist des Friedens Bild?

Ich seh ihn nicht, den Engel schön und mild.


Kann wohl die holde Friedenssonne scheinen,

Wo Mütter, Bräute, arme Waisen weinen?

Ist das ein Frieden, aufgebaut auf Blut,

Ist sie gelöscht der Rache wilde Glut?


Und heisst das Frieden, wenn auf schwarzen Trümmern

Die heimatlosen armen Menschen wimmern? —

Fest glaube ich: Die jetz’ge Zeit vergeht,

Und eine neue, bessre Welt entsteht.


Dann wird der Bruder nicht den Bruder scheuen,

In Eintracht werden sich die Menschen freuen.

Den wahren Frieden wird Vernuft nur bringen,

Dem Hass, der Rache wird es nie gelingen.



Segall, Julius. “Frieden.” In Gedichte, 29. Milwaukee: self–published by Julius Segall, 1915.


Segall, Julius. “Frieden.” In Gedichte, 29. Milwaukee: self–published by Julius Segall, 1915.

Header Content

Commentary content