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Aufgewacht!

Julius Segall


Du sanftes Pferd, du kennst nicht deine Kraft,

Sonst würde es der schwache Schuft nicht wagen,

Anstatt mit Dankbarkeit zu lohnen dich,

In seinem Zorne dich so roh zu schlagen.


Du bist zwar nur ein unvernünftig Tier

Und wirst ein Tier, ein Sklave ewig bleiben.

Doch Menschensklaven sagt, was lasst ihr euch

Zu Tode hetzen, was lasset ihr euch treiben?


Begeistert blickt mein staunend Aug’ umher

Und sieht die Werke eurer fleissgen Glieder.

Was ihr vollbringt, das singt kein Dichtermund,

Nicht hoch genug preist man euch, meine Brüder.


Und ihr, die ihr mit Geist und Körperkraft

Den rohen Bau der Erde habt verwandelt,

Ihr duldet es, dass euch ein Drohnenpack,

Gemein und schwach, aufs schmählichste misshandelt?


Wenn sich der Denker mit dem Arbeitsmann,

Wenn Riesenkraft und Weisheit sich verbinden,

Dann, Unterdrücker, schwindet eure Macht —

Die Wahrheit muss die Lüge überwinden.


Drum, meine Brüder, endlich aufgewacht!

Wenn ihr es wollt, seid ihr die Herrn der Erde.

Die Menschheit blutet — zeigt bald eure Macht,

Damit es endlich, endlich besser werde.



Segall, Julius. “Aufgewacht!” In Gedichte. Milwaukee, Wis: Julius Segall, 1920, 49-50.


Segall, Julius. “Aufgewacht!” In Gedichte. Milwaukee, Wis: Julius Segall, 1920, 49-50.

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