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Das Recht der freien Rede.

Julius Segall


Nun, ists erlaubt und darf man wieder wagen,

Was man empfindet, ehrlich auch zu sagen?

Erlaubt ihr es, ihre grossen, mächtgen Herrn? —

So rede ich. — Fürwahr, ich tu es gern!

Wir mussten uns trotz unsrer Rechte fügen,

Wir mussten heucheln, ja, wir mussten lügen;

Im Staube kriechen, wahrlich, mussten wir;  . . .

Zu aller Nachteil war es, glaubt es mir. —

Weil wir gehorsam, sklavisch sind gekrochen,

Wurd’ in der Welt das Schrecklichste verbrochen! —

Wir schwiegen still, das Hirn doch hat gedacht;

Denn Denken stirbt selbst nicht durch Macht. —

Die freie Rede wolltet ihr ermorden,

Mit Schaudern seht ihr, was daraus geworden ——

Wir sagten “Ja!” — Jedoch es war zum Schein;

In unsren Herzen schrie es wütend “Nein!!”

Jetzt reden wir, nun werdet ihr erfahren,

Was wir gedacht in diesen Schreckensjahren. ——

Was habt ihr von den Völkern wohl geglaubt

Als ihr der Rede Freiheit sie beraubt?

Ihr dachtet wohl, wir würden ewig schweigen

Und unsre Häupter immer vor euch neigen?  . . .

Die Redefreiheit sei dem ärmsten Knecht,

Natur sagt mir, das ist sein gutes Recht.

Drum auf, ihr Völker, lass uns offen sagen,

Was wirklich wir in unserm Schädel tragen.

Verteidgen wir der Rede heilges Gut —

Und muss es sein, sogar mit unsrem Blut!



Segall, Julius. “Das Recht der freien Rede.” In Gedichte, 40-41. Milwaukee: self–published by Julius Segall.


Segall, Julius. “Das Recht der freien Rede.” In Gedichte, 40-41. Milwaukee: self–published by Julius Segall.

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