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Meine Muttersprache.

Julius Segall


Schmäht nicht meine Muttersprache,

Mir so trauter, süsser Klang!

Lasst mir meine deutschen Lieder,

Die ich einst als Knabe sang!


Die Erinnrung an die Mutter

Wird in meinem Busen wach —

Ihre Worte: “Armer Knabe!”

Als ihr treues Auge brach.


Wer will mir brutal verbieten,

Dass ich nicht mehr reden soll,

Was mein Herz so warm empfindet —

Niederträchtig ists und toll!


Oder soll ich kriechend heucheln

Euch zu Liebe, nur zum Schein?

Besser wär es, nicht geboren,

Gar nicht auf der Welt zu sein!


Wie soll mich ein andrer achten,

Bin ich selber mir nicht treu,

Leugne feige mein Empfinden,

Bin ein Sklave, ängstlich, scheu?


Soll ich treu dem Lande dienen,

Das ich selber hab gewählt,

Soll den offnen Mut man schätzen,

Der den echten Mann beseelt:


Muss man mir die Freiheit lassen,

Die Natur mir hat beschert.

Lasst mich reden, wie ich denke —

Lasst mir meinen Manneswert!!



Segall, Julius. “Meine Muttersprache.” In Gedichte, 61–62. Milwaukee: self–published by Julius Segall.


Segall, Julius. “Meine Muttersprache.” In Gedichte, 61–62. Milwaukee: self–published by Julius Segall.

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