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Naturgesetz.

Julius Segall


Wenn kaum der Mensch geboren ist,

Dringt aus der Brust ein Schrei —

Und dieser Ton, ganz unbewusst,

Sagt uns: “Der Mensch ist frei!”


Ach, wie das kleine herzge Ding

Sich streckt, wie es sich regt,

Wie es in seinem Freiheitsdrang

Das Körperchen bewegt! —


Da kommt der blöde Unverstand

Und sagt: “So darfs nicht sein;

Geht, wickelt doch das zarte Kind

In feste Binden ein. — — —”


Und wenn nach Freiheit strebt so stolz

Der herrliche Verstand,

Dann bindet fest mit Ketten ihn

Die rohe Henkershand.


Zuletzt denkt man, es muss so sein,

Verzichtet auf sein Recht

Und schleppt sein Los und wankt daher

Als bleicher, feiger Knecht.


Das heilige Naturgesetz

Will keine Sklaverei,

Mit lauter Stimme rufts uns zu:

“Der Mensch ist Gott! — ist frei!”



Segall, Julius. “Naturgesetz.” In Gedichte. Milwaukee, Wis: Julius Segall, 1920, 43.


Segall, Julius. “Naturgesetz.” In Gedichte. Milwaukee, Wis: Julius Segall, 1920, 43.

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