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Schafsversammlung.

Julius Segall


I.   Der Mensch spricht:


“Ihr braven Schafe, aufgewacht!

Lasst euch nicht länger scheren!

Vereinet euch zu einem Bund,

Dann könnt ihr stark euch wehren!


Ihr müsst mit Eseln, Ochsen euch

Und anderem Vieh verbünden,

Dann werdet ihr das Morgenrot

Der Freiheit bald verkünden.


Vor grossen Massen muss sogar

Der Löwe unterliegen;

Nur richtig den Verstand gebraucht,

Dann werdet ihr auch siegen!”


II.   Ein Schaf spricht:


“Der Redner meint es wirklich gut,

Wir müssen Dank ihm sagen;

Doch werden wir die Fesseln wohl

Bis an das Ende tragen.


Wir sind zu dumm, und keine Kraft

Wird uns das Denken lehren,

Und wenn man uns ein Unrecht tut,

Wir wollen uns nicht wehren.”


III.   Der Mensch spricht:


“Ich habe mich in euch geirrt —

Die Menge hol der Teufel!

Es ist der grosse Geist, der siegt,

Daran ist gar kein Zweifel.


Ihr feigen Sklaven, fahret wohl!

Wozu seid ihr geboren?

Wenn ich noch länger bei euch bin,

So werd ich mitgeschoren.”



Segall, Julius. “Schafsversammlung.” In Gedichte, 46–47. Milwaukee: self–published by Julius Segall.


Segall, Julius. “Schafsversammlung.” In Gedichte, 46–47. Milwaukee: self–published by Julius Segall.

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