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Verbrecher.

Julius Segall


Der Arzt zum armen Manne spricht:

“Mein Kommen nützt dem Weibe nicht;

Sie ist sehr schwach, muss Pflege haben,

Sie soll sich nur am Besten laben.”


“Das Beste”, schwirrts in seinem Kopf,

Doch woher nehmen, denkt der Tropf.

Er sieht sein Weib, denkt an die Kinder,

Ist arbeitslos — und wird zum Sünder. —


Er ist ein Dieb, und wie ein Wild

Wird er verfolgt — o welch ein Bild!

Sie schlagen ihn — wer kennt Erbarmen?

Er wehrt sich mit den magern Armen.


Doch die Verzweiflung gibt ihm Mut,

Wild tobt das aufgeregte Blut,

Und drohend strecken sich die Glieder,

Den ersten besten sticht er nieder.


Die Peinger weichen bang zurück,

Der Wahnsinn wohnt in seinem Blick.

Jetzt ist er wirklich ein Verbrecher,

Und steht bald vor des Staates Rächer.



Segall, Julius. “Verbrecher.” In Gedichte, 51. Milwaukee: self–published by Julius Segall.


Segall, Julius. “Verbrecher.” In Gedichte, 51. Milwaukee: self–published by Julius Segall.

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